Der September hatte sehr schöne wie auch regnerische Tage gebracht. Nach der sehr fröhlichen Hochzeit von Nicol und Steffen Ende September bei herrlichsten Spätsommerwetter begann der Regen. Aber dann kam der "goldene Oktober", wir rufen Hannelore in Magdeburg an und verabreden uns für Sonntag, den 16. Oktober 22 zu einem Treffen.
Sonntag, 09.10.2022 - Wallenstein
Die Route ist schnell ausgearbeitet, wir planen den Hinweg über die Kasseler Berge und den Rückweg an der Saale entlang durch Thüringen. Zum Glück sehe ich mir die Informationen für unseren ersten geplanten Stopp in Bad Hersfeld nochmal genauer an und siehe da, dort startet genau jetzt das Lullusfest, die Stadt ist voll. Dann werden wir Bad Hersfeld eben auf der Rückfahrt ansteuern. Auf der Karte finden wir schnell einen Ersatz.
Über den Campingplatz "Wallenstein" haben wir bereits einen ausführlichen Bericht im Fernsehen gesehen und so besuchen wir den Knüllwald. Am Sonntag lässt sich die Strecke bei bestem Wetter auch gut fahren. Es sind kaum LKW's unterwegs. Nach knapp 2 Stunden erreichen wir die Abfahrt Homberg Efze und fahren knapp neben der Autobahn wieder Richtung Süden.
Wallenstein ist ein kleiner beschaulicher Ort, am Ende sieht man die Burg Wallenstein über die Bäume herausragen.
Die Rezeption ist im "Strandbad Nr. 1", das Lokal zum Campingplatz. Die Gastgeberfamilie ist rundum klasse, sehr locker und hilfsbereit. Direkt am See befinden sind ca. 15 Stellplätze, alle mit Strom. Den Hang hinauf befindet sich das Sanitärgebäude, sehr sauber und bestens ausgestattet, Waschmaschine und Trockner sind auch vorhanden. Wir haben fast freie Auswahl bei den Stellplätzen, die Wahl fällt schwer.
Wir parken unter einer riesigen Eiche. Es ist Herbst - die Eicheln fallen im Sekundentakt vom Baum. Die Nacht würde hier sehr unruhig, also umparken. Da das Tal recht eng ist, wird die Sonne früh verschwinden, aber egal, der strahlend blaue Himmel und die noch richtig gut wärmende Sonne vertreiben alle Bedenken.
Im "Strandbad" nehmen wir erst mal Kaffee und Kuchen zu uns und reservieren für abends zum Essen einen Tisch. Jetzt in der Nachsaison bleibt die Küche nur bis 18 Uhr warm - macht nichts, wir essen sowieso lieber etwas früher.
Dann entscheiden wir uns für eine Premium-Wanderung, der Burgenwanderweg ist nur etwa 5 km lang, genau das Richtige für heute Nachmittag. Hinter dem Campingplatz hört die Zivilisation auf, es geht in den Wald und da die Waldarbeiter hier in der letzten Zeit viel zu tun hatten, sind die Wege durch die Raupenfahrzeuge gut durchgewühlt. Riesige Pfützen gibt es auch. Aber die Landschaft ist sehr schön und die Sonne heitert einen auf. Oberhalb vom Campingplatz geht der Weg Richtung Burg. Es handelt sich eigentlich nur um eine Burgruine, aber mit einem runden Turm, den man auch erklimmen kann. Von dort hat man einen herrlichen Blick über die Landschaft und den Campingplatz. Abends im Strandbad essen wir Wild und guten Salat bei leckerem Bier. Ein herrlicher Tag geht zu Ende. Bei Entengeschnatter schlafen wir gut ein.
Montag, 10.10.2022
Kälte ist um die Jahreszeit normal, aber so ein blauer Himmel nicht unbedingt. Wir warten bis 10 Uhr in der Hoffnung auf etwas höhere Temperaturen, dann radeln wir los, hauptsächlich auf kleinen Straßen, aber immer schön in der Sonne. Das Knüll-Gebirge ist doch recht hügelig, dadurch hat man herrliche Ausblicke. Es gibt zwar ein paar kleine Orte, aber irgendwie ist die Gegend ziemlich ausgestorben. Endlich erreichen wir Homberg (Efze), gut bekannt aus den Verkehrsnachrichten. Man sieht von weitem schon die Burg oben auf dem Berg, aber bis dorthin müssen wir nicht fahren, der Marktplatz ist schon Herausforderung genug. Dort gibt es auch ein nettes Café und in der Sonne an der windgeschützten Hauswand ist es herrlich warm. Der Rückweg führt am Fluss Efze entlang. Dank der vielen Baustellen in dieser Gegend machen wir noch ein paar Schlenker und kommen so früh zurück, dass wir noch schön in der Sonne sitzen können. Abends gibt es im Strandbad Nr. 1 wieder leckeres Essen.
Dienstag, 11.10.2022
Wieder ein Traumwetter, wir wollen es mal etwas sportlicher angehen. Der Wanderweg vom ersten Tag ist zu Anfang gut zu fahren, dann kommen die Schlammpassagen, die uns nicht so behagen. Ende vom Lied ist die Ankunft wieder am Campingplatz, also fahren wir die Tour so, wie ursprünglich vorgesehen, nur mit kleinen Abwandlungen. Mit etlichen heftigen Steigungen erreichen wir das Knüll-Köpfchen, der Berg, der für die Namensgebung dieser Gegend verantwortlich ist. Hier oben weht ein kalter Wind, deshalb halten wir uns nicht lange auf. Durch viel Gegend ohne jede Zivilisation geht es zurück durch Hülsa und danach parallel zur „Lochbachklamm“ – ein wunderschöner Wanderweg – wieder zurück nach Wallenstein. Nachmittags entscheiden wir uns noch zum Wäsche waschen – im Nachhinein ein Fehler, denn ich war zu blöd, die Maschinen richtig zu bedienen, die Waschmaschine hat den Schleudergang vergessen und der Trocken war nicht in der Lage, die Wassermassen zu bewältigen. Dafür aber essen wir abends nochmal herrlich, ich entscheide mich für die Bandnudeln mit frischen Steinpilzen aus der Gegend. Auch die letzte Nacht wird wieder saukalt.
Mittwoch, 12.10.2022 – Langelsheim
Irgendwie verteilen wir die immer noch nassen Klamotten im Auto und machen uns auf die Socken Richtung Innerstestausee. Die Fahrt Richtung Norden läuft gut, bei Seesen verlassen wir die Autobahn und dann werden wir wieder von den Baustellen überrascht. Die Straße Richtung Stausee ist gesperrt, durch die Wohnsiedlungen von Seesen quälen wir uns irgendwie am Harz vorbei und erreichen doch noch am Vormittag den Campingplatz am Stausee. Auf eine Radtour haben wir keine Lust mehr, also machen wir uns zu Fuß auf einen Erkundungsgang. Der Stausee ist genauso leer wie die Seen im Sauerland. An einer Stelle am Ufer sieht man jede Menge Baumstümpfe von Bäumen, die beim Bau des Stausees geopfert wurden. Oben am Campingplatz gibt es ein griechisches Restaurant, das wird heute Abend getestet – und für gut befunden.
Donnerstag, 13.10.2022
Heute ist der erste richtig trübe Tag, aber es soll wenigstens trocken bleiben. Nach einer kalten Nacht werden wir heute auf jeden Fall noch eine Radtour machen, nachdem der gestrige Tag recht faul verlief und das Abendessen doch sehr üppig ausgefallen ist. Die Tour führt erstmal am Stausee entlang und dann muss man natürlich auch über die Staumauer fahren. Wie bereits in den letzten Tagen dauernd erlebt ist hinter der Staumauer der Weg am See entlang gesperrt. Also geht es Richtung Langelsheim. Endlich haben wir den Ort hinter uns gelassen und freuen uns auf viel Natur. Immer am Harzrand entlang erreichen wir kurz vor Seesen einen kleinen Campingplatz. Er sieht etwas gemütlicher aus als der am See und ist sicherlich auch etwas ruhiger - obwohl nachts auf der Straße nicht viel los war. Dann geht es neben dem Kurpark durch Seesen die Straße hinauf, die wegen einer Baustelle gesperrt ist. Mit dem Rad werden wir wohl irgendwie durchkommen. Es geht stetig den Berg hinauf, teilweise über 10 % Steigung. Dank der Sperrung können wir völlig in Ruhe die Steigung angehen. Auf der Kuppe wird es dann ernst, aber nicht schlimm, denn rechts geht ein asphaltierter Radweg ins Tal, der wird genommen. Unten landen wir in Lautenthal und am Hotel "zum Bären" gibt es einen Pott Kaffee und eine Waffel mit heißen Kirschen und Vanilleeis. Der Rest des Weges zum Campingplatz wird schnell erledigt, über eine bestens ausgebaute Bahntrasse sind wir ruckzuck da.
Freitag, 14.10.2022 - Magdeburg
Die Nacht war nicht so kalt wie die letzten Nächte. Wir räumen zusammen, verabschieden uns von Dieter, dem Platzwart und schwatzen noch etwas. In Langelsheim gibt es einige Supermärkte und Tankstellen, wir werden bei Netto schnell fündig, denn wir brauchen nicht viel. Die Fahrt geht Richtung Braunschweig, Wolfsburg und dann nördlich am Harz vorbei. In Magdeburg angekommen nehme ich auch mein Handy zum Navigieren zur Hilfe, denn wie wir wissen, ist die große Brücke Richtung „Rothehorn“ gesperrt. Aber beide Navis kennen die Umleitung nicht. Egal, wir wissen, dass es über die Sternbrücke, die normalerweise den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist, geht und dann endlich sehen wir auch das Schild U5. Am Stellplatz angekommen sind wir angenehm überrascht, wie bestens organisiert hier alles ist. Die Schranke geht auf, wir suchen uns noch einen schönen Platz am Wasser, am Anmeldeautomaten wird unser Autokennzeichen bereits angezeigt und man wird bestens durch den Zahlprozess geleitet. Es gibt eine Stellplatzkarte, die man für Strom und Dusche aufladen kann. Sollte man zu viel geladen haben, bekommt man bei der Abmeldung den Restbetrag wieder erstattet. Jeder Stellplatz direkt am Wasser hat eine kleine Terrasse aus Holz, davor trainieren die Paddler und gegenüber weiden ein paar Schafe - sehr idyllisch.
Mit dem Fahrrad fahren wir um 15 Uhr zu Hannelore. Nach 5 km kommen wir an und haben einen sehr fröhlichen Nachmittag bei ausgiebigem Schwatz und viel zu viel Essen. Bei der Dämmerung werden die Lampen ans Fahrrad montiert, damit wir auch den Rückweg noch finden, ist aber kein Problem. Und am Stellplatz angekommen ist es noch so mild, dass wir noch auf einen Absacker auf der Terrasse sitzen. Fasziniert sehen wir der bunten Kirmes auf dem gegenüberliegenden Ufer zu. Die Nacht ist herrlich ruhig, so können wir bestens schlafen.
Samstag, 15.10.2022
Hannelore ist heute mit einer Geburtstagsfeier beschäftigt, das Wetter sieht erfolgversprechend aus, so machen wir uns ganz gemütlich auf den Weg in Richtung Süden. Über die Rothehorn-Insel fahren wir bis zur nächsten Brücke, dann rüber zum linken Flussufer der Elbe und durch die Elbauen bis endlich mal ein Kirchturm in Sicht kommt. Wir erreichen eine Brücke, die uns nach Schönebeck bringt. Am Ufer sieht man eine niedliche Fachwerk-Fassade, die werden wir uns genauer ansehen. Der Ort selbst ist ziemlich ausgestorben, wie überall in dieser Gegend gibt es jede Menge Baustellen.
Das Rathaus und die umliegenden Häuser sind ganz nett, dann wird es erst wieder am Elbufer interessant. Die Fassade, die wir bereits von weitem gesehen haben, entpuppt sich als eine Neubausiedlung, die sehr liebevoll gestaltet ist.
Hinter der Stadt sind wieder große Gewerbegebiete, mehr oder weniger gepflegt. Der Elberadweg ist gut ausgeschildert und führt zum Glück häufig durch die Elbauen und nicht an der Straße entlang. Die Hinweisschilder geben an, wo es auf dem Elberadweg Richtung Dresden oder Richtung Hamburg geht. Dazwischen gibt es wohl nicht viel. In Magdeburg kehren wir beim "Mückenwirt" ein und trinken Kaffee zum Käsekuchen. Es fällt auf, dass in dieser Gegend der Kaffee meistens ziemlich dünn ist, also nicht das Herz belastet. Dann wollen wir noch ein Restaurant für Sonntag suchen, beginnen mit "der Elb" auf der Rothehorn-Insel. Ein neues Hotel mit Restaurant, aber sehr modern und etwas steril, nicht so unser Geschmack. Also auf in die Innenstadt Richtung Dom, dahinter liegt das "Hundertwasser"-Haus "grüne Zitadelle". Und wie in den letzten Urlauben meistens halten wir nach Schuhen Ausschau. Rüdiger sucht einen Ersatz für die Wanderstiefel. Er entdeckt einen Laden mit Barfußschuhen, hinein und einige Schuhe anprobieren. Welche Wohltat für die Füße, 3 Paar erstehen wir. Die Suche nach einem Lokal ist auch erfolgreich, in der Liebigstraße gibt es das Restaurant "Mio Tesoro" Wir nehmen eine Speisekarte mit, mal sehen, wann und wo wir uns morgen mit Hannelore treffen.
Zurück am Camper klingelt das Telefon. Geli informiert uns über eine riesige Wasserpfütze im Keller und was denn jetzt zu tun ist. Sie ist mit Lewis alleine im Haus, alle anderen sind ausgeflogen. Ich gebe ihr die Handy-Nr. von Fa. Wohlfahrt und Frau Radünz und lasse sie dann mit dem Elend wieder allein. Nach und nach werden auch Günter und Gisela informiert, der Schaden scheint nur an einem Wasserrohr im Keller zu sein. Ein Eimer darunter fängt das Schlimmste auf, am Montag kommt Fa. Wohlfahrt zur Reparatur. Und in dieser Nacht passiert es.
Sonntag, 16.10.2022
Nach dem Frühstück wollen wir den ersten Sonnenschein in den Camper lassen. Rüdiger macht die Tür auf und verkündet: Ellen, dein Fahrrad ist weg. Man hält es nicht für möglich, auf diesem Stellplatz stehen etwa 25 Camper, mindestens genauso viele Fahrräder - darunter jede Menge E-Bikes – sind auf den jeweiligen Terrassen abgestellt, unsere beiden Fahrräder waren mit 2 Stahlschlössern am Terrassentau befestigt und nur mein Fahrrad ist gestohlen worden. Beide Schlösser sind mit Profiwerkzeug geknackt worden, sie liegen noch neben Rüdigers Fahrrad.
Der Stellplatzbetreiber wird informiert, die Frau des Betreibers kommt innerhalb weniger Minuten und wundert sich auch über die Dreistigkeit. So etwas ist hier noch nicht passiert. Der Stellplatz wird an 2 Stellen videoüberwacht. Ihr Mann ist zurzeit unterwegs, wird im Laufe des Tages die Aufnahmen durchsehen, um uns eventuell einen Hinweis geben zu können. Per Internet gebe ich eine Anzeige auf, Rüdiger ruft bei der Versicherung an. Mehr können wir nicht tun. Der Tag ist gelaufen. Hannelore ist erst mitten in der Nacht nach Hause gekommen und noch völlig fertig vom Feiern. Vielleicht ist es besser so, da können wir uns noch etwas Magdeburg zu Fuß ansehen und Hannelore muss von dem Malheur erstmal gar nichts wissen. Bei wieder bestem Wetter gehen wir Richtung Dom und Innenstadt und gehen zur Frustbewältigung zu dem bereits ausgesuchten Italiener und essen hervorragend. Die schönsten Sonnenstrahlen genießen wir dann noch auf der Terrasse.
Montag, 17.10.2022 – Heimfahrt
Nur mit einem Fahrrad ist der Urlaub definitiv zu Ende. Wir räumen zusammen, bekommen noch das Restguthaben der Stellplatzkarte ausgezahlt und gehen den Heimweg an. Das Schwierigste ist das Verlassen der Insel Rothehorn, auf dem Hinweg konnte man der U5 folgen, jetzt sind alle möglichen Wege für Autos gesperrt. Irgendwann interessiert uns das nicht mehr und wir erreichen die Sternbrücke – endlich!
Dann haben wir Glück, dass trotz Montag nur wenig Verkehr herrscht, wir kommen also sehr gut bis nach Hause. Dann können wir das Fahrradproblem angehen!
Tourstatistik |
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Datum |
km |
hmtr |
10.10. |
37 |
495 |
11.10. |
24 |
534 |
13.10. |
39 |
499 |
14.10. |
10 |
40 |
15.10. |
43 |
76 |
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153 |
1644 |