Wir starten Ende Februar, wann wir zurück kommen, wissen wir noch nicht!
Es ist mal wieder soweit, seit Wochen wird es in Deutschland nicht mehr richtig hell, der Nebel und das Nieselwetter geht uns gehörig auf die Nerven. Nun habe ich zu allem Überfluss auch noch mit einem ehemaligen Kollegen telefoniert und gefühlt 60 Minuten lang nur über Urlaub und schöne Inseln mit netten Fischerdörfern gesprochen. Resultat: wir fahren ständig mit dem Finger über die Landkarte und überlegen, wo wir uns als erstes nieder lassen wollen. Die Reiseplanung Richtung Portugal steht, es gibt Unmengen interessanter Orte auf der Strecke, wir wollen endlich den Coronablues hinter uns lassen!
Aber vorher müssen wir noch einen Umbau im Camper vornehmen und dann geht es los.
Wochenende, 26.02.22 und 27.02.22 - Bourg-en-Bresse
Es ist noch bitter kalt, aber die Sonne scheint. Um 9:30 Uhr machen wir uns bei 3 Grad auf den Weg. Die erste Strecke in Deutschland übernehme ich, wie üblich ist es zwischen Heidelberg und Baden-Baden ziemlich voll, danach wird es etwas entspannter. Bei Neuenburg wird nochmal getankt, denn in Frankreich ist Diesel noch teurer als in Deutschland. Dann übernimmt Rüdiger die Strecke bis Bourg-en-Bresse. Zum Glück haben wir uns ein „Bip & Go“ angeschafft und sind inzwischen begeistert, an den Mautstationen kein Ticket ziehen mehr und das lästige Aussteigen zum Bezahlen entfällt ebenfalls. Damit ist man deutlich schneller auf der Autobahn unterwegs. Um 17 Uhr ergattern wir noch einen Stellplatz direkt am Kloster Brou in Bourg-en-Bresse. Der Rundgang durch die Stadt ist bei bestem Sonnenschein erholsam nach der langen Fahrt. Die Kathedrale beeindruckt mit einer strahlenden Fassade, die Einkaufsgassen sind gemütlich. Bei einem Kaffee, einer Creme brulee und einem Tiramisu beschließen wir, für heute Abend etwas Leckeres beim Metzger zu besorgen, denn noch ein komplettes Menü wäre heute definitiv zu viel. So getan genießen wir den ersten Abend in Frankreich ganz ruhig und beschaulich.
Am nächsten Morgen ist es noch bitter kalt, wir wollen endlich Frühling erleben und planen als nächsten Halt Saint-Maries-de-la-Mer. Also auf die Autobahn und los. Um Lyon ist es verhältnismäßig voll, aber dann rollen wir flott Richtung Camargue. Die typische Seenlandschaft begrüßt uns, Mandeln und Obstbäume blühen bereits, auf den Weiden stehen schwarze Stiere und weiße Pferde und die berühmten Flamingos sehen wir auch. Auf dem großen und sehr gepflegten Campingplatz checken wir für 2 Nächte ein, dann gibt es den ersten Promenadenspaziergang mit Meeresbrise, endlich und herrlich. In der Sonne ist es schon so warm, dass wir die Winterjacken ausziehen können. Obwohl nur mein Gesicht bloße Haut zeigt, schafft es tatsächlich eine Mücke, mich zu stechen – Sauvieh! Ich hatte gehofft, dass es um diese Jahreszeit noch keine Stechmücke gibt, Pech gehabt.
Montag, 28.02.22 - Saintes-Maries-de-la-Mer
Heute wollen wir die Camargue genießen. Die Fahrräder werden startklar gemacht und auf geht’s. Von der Küste aus ins Hinterland sieht man erst nur flaches Gestrüpp und viele Seen und Wasserläufe. Dann gibt es auch Sträucher und kleine Bäume. Erstaunlicher Weise finden wir sogar kleine Orchideen am Straßenrand. Herden von weißen Pferden, Flamingos und die typischen Schreie der Kraniche, die sich sammeln, um nach Norden zu ziehen. Mit anderen Worten – der Frühling ist hier in vollem Gange. Dann überqueren wir „le Petit Rhone“ und biegen wieder in Richtung Küste ab. Natürlich müssen wir den Fluss nochmal überqueren. Es soll eine Fähre geben – stimmt, allerdings fährt sie erst in 1,5 Stunden. Also drehen wir um zurück zur Hauptstraße und fahren auf der anderen Seite wieder am Fluss entlang. So werden aus geplanten 30 km mal eben 50 km Radtour. Macht nichts, denn es ist ja alles flach. Auf jeden Fall freuen wir uns auf ein gutes Essen heute Abend.
Dienstag bis Freitag, 01.03. bis 04.03.22 - Leucate
Die Landschaft der Camargue ist für unseren Geschmack nicht das Spannendste – und Mücken sind auch schon wieder da. Also machen wir uns auf den Weg Richtung Pyrenäen. An „La grande Motte“ vorbei erreichen wir ein paar Hügel und dann geht es wieder an die Küste. Die riesigen Bettenburgen wollten wir uns nicht ansehen. Als Ziel haben wir Leucate Plage ins Visier genommen. Auch hier gibt es jede Menge Wasser, wir steuern einen flächenmäßig sehr großzügigen Campingplatz an, die Aufenthaltsdauer haben wir erst mal offen gelassen, denn die Wettervorhersage klingt nicht so sehr gut. Nach der Ankunft erkunden wir die Küste, ein riesig breiter Sandstrand, völlig leer und tatsächlich finden wir auch ein offenes Restaurant. Mittags wollen wir nur eine Kleinigkeit essen, wählen 2 Suppen, eine Fisch- und eine Krabbensuppe, beides eine ausgezeichnete Wahl. Abends erleben wir dann, was es heißt, wenn der Kühlschrank auf höchster Stufe läuft. Ich hatte noch ein paar Pellkartoffeln und 2 gekochte Eier mitgenommen, im Kühlschrank wurden daraus Eiswürfel. Ein bisschen auftauen, dann klein schneiden und in der Pfanne etwas braten, Tomaten und Gewürze dazu – fertig. Das reicht für heute.
Morgens ist es etwas trübe, deshalb machen wir nur eine kleine Radtour um Leucate herum. Hinauf zum Leuchtturm wird das Gelände karstig und wild, eine Steilküste kann man bewundern, blühende Mandelbäume und knorrige Weinstöcke, bevor es wieder hinunter in den Ort geht. Da es mittags regnen soll, legen wir mal einen Wasch- und Einkaufstag ein, im Kühlschrank macht sich Leere breit. Und abends werden wir mal die Pizzeria ausprobieren.
Der Donnerstag ist sonnig und wird wohl auch warm. In Richtung Süden haben wir leider 10 km Hauptstraße zu bewältigen, zum Glück mit einem Fahrradstreifen am Seitenrand. Danach wird es idyllischer. Im Hintergrund kann man die schneebedeckten Pyrenäen bewundern. In Salses begrüßt uns eine riesige Festung, die sehen wir uns erstmal genauer an. Für eine Pause ist es noch etwas zu früh, also weiter nach St. Hipolyte. Dort gibt es einen Bäcker am kleinen Marktplatz, mit 2 Stück Kuchen genießen wir die Sonne und bewundern die hiesige Bevölkerung, lauter alte Männer auf den Bänken beim Schwatzen. Danach führt die Route an etlichen Campingplätzen und Freizeitparks vorbei, zur jetzigen Jahreszeit alles total verweist. Es ist herrlich leer und so können wir an der Strandpromenade entlang fahren und das Meer und die Landschaft genießen.
Freitag ist Sturm angesagt, aber mit viel Sonnenschein. Wir drehen nur eine kleine Runde durch Leucate und über den Hügel und sind froh, nicht von der Straße gefegt zu werden. Der Rest des Tages wird gemütlich verbracht, alles wieder verstaut und wir bereiten uns auf die Weiterreise am Samstag vor. Abends gehen wir nochmal in die Pizzeria, heute mit Lifemusik bis spät in die Nacht, eine schöne Verabschiedung für uns.
Samstag bis Montag, 05.03.22 bis 07.03.22 - Argeles-sur-Mer
Es ist nicht mehr so stürmisch, aber auch wieder etwas bewölkt. Richtung Süden ist unser nächstes Ziel Argeles-sur-Mer. Dort soll es über 10 Campingplätze geben. Ja, das stimmt, allerdings sind alle, die wir anfahren, geschlossen. An einer Tankstelle erkundige ich mich, ob man einen offenen Platz kennt. Einen gibt es am Ende des Ortes, wieder riesig groß und schön leer. Dann erkunden wir die Küste. Am Hafen finden wir eine Menge Lokale, allerdings sind es vom Campingplatz aus etwa 5 km bis dorthin. Das Wetter wird wieder freundlicher und so dehnen wir die Tour aus in Richtung Spanien. Der nächste Ort ist Collioure und wir stellen fest, dass wir hier bereits in den Pyrenäen sind, wir müssen steil hinauf um dann in einer schier endlosen Abfahrt bis zur Festung hinunter rollen zu können. Hier brodelt das Leben, jede Menge Lokale, schöne kleine Geschäfte und Touristen, die essen und trinken – sehr schön. Zurück fahren wir über einen Wanderweg und müssen deshalb nicht ganz so hoch in die Hügel. Collioure ist immer eine Reise wert!
Sonntag Morgen ist es noch etwas bewölkt und saukalt. Da warten wir noch ein bisschen, ehe wir uns an der Küste entlang aufmachen. St. Cyprien ist der nächste größere Ort, mal wieder sehr touristisch, Campingplatz an Campingplatz, ein Freizeitpark reiht sich an den nächsten. Im Sommer wollen wir das nicht erleben. In Canet gibt es in einem Café ein windgeschütztes Eckchen für uns, das nehmen wir doch gerne. Der Rückweg führt durch’s Hinterland. Dort sind die Orte etwas interessanter und bieten einige Fotomotive. Und dann geht es durch Mandelplantagen in voller Blüte, einfach nur schön! Nach 50 km bekommen wir doch wieder Gegenwind und dann sind wir froh, endlich den Campingplatz wieder zu erreichen. Den Abend beschließen wir mit gratinierten Muscheln und Knoblauchpizza.